Warum gibt es im Handwerk einen Fachkräftemangel und wie lässt sich dieses Problem lösen? In Deutschland bleiben viele Handwerksstellen unbesetzt, was schwerwiegende Folgen für die Betriebe hat. In diesem Artikel erklären wir die Ursachen und bieten Lösungen für den “Fachkräftemangel Handwerk”.
Auswirkungen des Fachkräftemangels im Handwerk
Der Fachkräftemangel im Handwerk hat weitreichende Konsequenzen. Produktionsengpässe, erhöhte Kosten und längere Wartezeiten sind nur einige der Auswirkungen, mit denen Handwerksbetriebe zu kämpfen haben. Rund 250.000 Stellen bleiben derzeit unbesetzt, was die Situation noch verschärft. Besonders im Baugewerbe ist der Bedarf an qualifizierten Fachkräften durch Initiativen im Bereich Klimaschutz und Wohnungsbau stark gestiegen. Dies führt dazu, dass Projekte verzögert oder gar nicht erst umgesetzt werden können.
Die wirtschaftliche Lage vieler Handwerksbetriebe ist dadurch stark beeinträchtigt. Laut dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) gibt es seit 2015 mehr offene Stellen im Handwerk als arbeitslose Handwerkerinnen und Handwerker. Dies zeigt, wie dringend Maßnahmen zur Fachkräftesicherung notwendig sind, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern und die Leistungsfähigkeit der Handwerksbetriebe zu gewährleisten. Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Fachkräftemangel die Arbeitskosten erheblich erhöht und Arbeitgeber verstärkt um hochqualifizierte Arbeitskräfte werben müssen.

Hauptursachen des Fachkräftemangels im Handwerk
Um den Fachkräftemangel im Handwerk zu verstehen, ist es wichtig, die Hauptursachen zu kennen. Der demografische Wandel, die fortschreitende Digitalisierung und die geringe Attraktivität handwerklicher Berufe spielen hierbei eine zentrale Rolle. Diese Faktoren führen zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt und erschweren die Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte. Eine Studie belegt die Abnahme der Auszubildenden und den Wandel im Fachkräftebestand.
Der demografische Wandel führt zu einer Überalterung der Belegschaft und einem Mangel an jungen Nachwuchskräften. Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt im Handwerk und erfordert neue Fähigkeiten und Qualifikationen. Gleichzeitig werden handwerkliche Berufe von vielen jungen Menschen als unattraktiv wahrgenommen, was die Situation weiter verschärft. Im Folgenden werden diese Ursachen genauer beleuchtet.
Demografischer Wandel
Der demografische Wandel stellt eine der größten Herausforderungen im Handwerk dar. Viele erfahrene Handwerker gehen in den Ruhestand, und es rücken nicht genügend junge Fachkräfte nach, um diese Lücke zu füllen. Die allgemeine Alterung der Bevölkerung und die geringere Zahl von Schulabgängern, die eine berufliche Laufbahn im Handwerk anstreben, verschärfen den Fachkräftemangel zusätzlich.
Prognosen zufolge wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Deutschland weiter sinken. Im Jahr 2030 wird sie voraussichtlich auf 45,9 Millionen und bis 2060 auf 35,7 Millionen Menschen zurückgehen. Diese Entwicklung macht deutlich, wie wichtig es ist, junge Menschen frühzeitig für handwerkliche Berufe zu begeistern und entsprechende Ausbildungsangebote zu schaffen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Überalterung der Belegschaft und der Mangel an jungen Nachwuchskräften im Handwerk besonders gravierend sind.

Digitalisierung
Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt im Handwerk grundlegend. Neue Technologien führen dazu, dass klassische Handwerksberufe zunehmend durch neue Berufe mit komplexem Fachwissen ersetzt werden. Dieser Wandel erfordert von den Fachkräften eine ständige Weiterbildung und Anpassung an die neuen Anforderungen. Eine Studie zeigt, dass die Entstehung neuer Berufe und der Mangel an qualifizierten Bewerbern im Handwerk ein wachsendes Problem darstellen.
Ein Nebeneffekt der Digitalisierung ist die Entstehung neuer Berufe, für die es oft an qualifizierten Bewerbern mangelt. Dies stellt die Handwerksbetriebe vor die Herausforderung, geeignete Fachkräfte zu finden und diese kontinuierlich weiterzubilden, um mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten.

Geringe Attraktivität handwerklicher Berufe
Ein weiterer wesentlicher Faktor für den Fachkräftemangel im Handwerk ist die geringe Attraktivität handwerklicher Berufe. Viele junge Menschen bevorzugen akademische Laufbahnen oder Berufe in der digitalen Wirtschaft, wodurch weniger Jugendliche eine duale Ausbildung im Handwerk wählen. Diese Entwicklung führt dazu, dass eine wachsende Zahl von Ausbildungsplätzen im Handwerk unbesetzt bleibt. Eine Studie belegt, dass die geringe Attraktivität handwerklicher Berufe maßgeblich zu den unbesetzten Ausbildungsplätzen im Handwerk beiträgt.
Um dem entgegenzuwirken, ist es notwendig, das Image handwerklicher Berufe zu verbessern und die vielfältigen Karrieremöglichkeiten im Handwerk stärker hervorzuheben. Dies kann durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Imagekampagnen erreicht werden, die die Attraktivität und Bedeutung handwerklicher Berufe betonen.

Strategien zur Fachkräftesicherung im Handwerk
Um dem Fachkräftemangel im Handwerk entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Strategien. Dazu gehören die Förderung der Ausbildung, die Nutzung von Social Media zur Rekrutierung und internationale Rekrutierungsstrategien.
Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Fachkräftebasis zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit der Handwerksbetriebe zu stärken.
Förderung der Ausbildung im Handwerk
Die Förderung der Ausbildung im Handwerk ist ein entscheidender Faktor zur Sicherung von Fachkräften. Die duale Erstausbildung und berufliche Weiterbildung spielen hierbei eine zentrale Rolle. Berufsbildungsstätten sollten weiter gestärkt werden, um Ausbildungsbetriebe zu entlasten und eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu gewährleisten.
Flexible Qualifizierungswege ermöglichen es auch Personen ohne verwertbaren Berufsabschluss, Zugang zu handwerklichen Berufen zu erhalten. Dazu gehören berufsabschlussorientierte Teilqualifizierungen und Umschulungen, die wichtige Instrumente der beruflichen Weiterbildung im Handwerk darstellen.
Nutzung von Social Media zur Rekrutierung
Social Media Plattformen wie LinkedIn, Xing, Facebook und Instagram bieten effektive Möglichkeiten zur Rekrutierung von Fachkräften im Handwerk. Besonders in einigen Branchen sind soziale Medien eine der effektivsten Methoden, um neue Mitarbeiter zu finden. Unternehmen können hier gezielt potenzielle Bewerber ansprechen und sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren.
LinkedIn und Xing werden von vielen Unternehmen bevorzugt genutzt, um qualifiziertes Personal zu finden. Diese Plattformen ermöglichen es, gezielt Fachkräfte anzusprechen und die Reichweite der Stellenanzeigen zu erhöhen. Auch die eigene Unternehmenswebsite und spezialisierte Netzwerke spielen eine wichtige Rolle bei der Personalsuche.

Internationale Rekrutierungsstrategien
Die Zuwanderung und Integration qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland ist eine weitere wichtige Strategie zur Fachkräftesicherung in Deutschland. Das novellierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) erleichtert den Zuzug von ausländischen Fachkräften und bietet Handwerksbetrieben die Möglichkeit, auch im Ausland nach geeigneten Mitarbeitern zu suchen.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen, wie unzureichende Sprachkenntnisse und unterschiedliche Bildungssysteme. Sprachkurse und schulische Qualifizierungsmaßnahmen können jedoch dazu beitragen, diese Hürden zu überwinden und die Integration der ausländischen Fachkräfte zu erleichtern.
Unterstützung durch Politik und Verbände
Die Politik und Verbände spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Handwerksbetriebe. Durch Förderprogramme, finanzielle Anreize, Öffentlichkeitsarbeit und Imagekampagnen soll die Fachkräftesicherung im Handwerk gestärkt werden. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Attraktivität handwerklicher Berufe zu erhöhen und die Ausbildung sowie Unternehmensgründungen zu fördern.
Förderprogramme und finanzielle Anreize
Es gibt verschiedene Förderprogramme, die Handwerksbetriebe bei der Ausbildung und Einstellung von Fachkräften unterstützen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bietet spezielle Programme, die die Ausbildungsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen stärken. Handwerksbetriebe können von finanziellen Anreizen profitieren, die sie zur Einstellung und Ausbildung neuer Mitarbeiter motivieren sollen.
Zu den finanziellen Unterstützungen zählen unter anderem Zuschüsse zu den Ausbildungskosten sowie Prämien für erfolgreiche Abschlüsse. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Ausbildung im Handwerk attraktiver zu machen und mehr junge Menschen für handwerkliche Berufe zu begeistern.

Öffentlichkeitsarbeit und Imagekampagnen
Öffentlichkeitsarbeit und Imagekampagnen sind notwendig, um die Gleichwertigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu fördern und das Handwerk attraktiver zu machen. Eine Bildungswende ist erforderlich, um die Attraktivität handwerklicher Berufe zu steigern und die Vielfalt der Karrieremöglichkeiten im Handwerk zu betonen.
Die Förderung von Frauen, älteren Arbeitnehmern, Menschen mit Handicap und Migrant*innen kann die Diversität im Handwerk erhöhen und neue Zielgruppen für handwerkliche Berufe gewinnen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, das Image des Handwerks zu verbessern und mehr Menschen für eine berufliche Laufbahn im Handwerk zu gewinnen.
Praktische Tipps für die Personalsuche im Handwerk
Die erfolgreiche Personalsuche im Handwerk erfordert gezielte Maßnahmen und Strategien. Eine gute Stellenanzeige, die Kooperation mit Bildungseinrichtungen und die Nutzung von Online-Jobbörsen sind dabei entscheidende Faktoren.
Im Folgenden geben wir Ihnen praktische Tipps, wie Sie effektiv nach neuen Mitarbeitern suchen können.
Erstellung attraktiver Stellenanzeigen
Eine gut gestaltete Stellenanzeige ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Personalsuche. Es ist wichtig, gezielt bestimmte Personengruppen anzusprechen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, passende Bewerbungen zu erhalten. Die Wahl des Mediums und der Sprache bei Online-Jobbörsen beeinflusst, welche Zielgruppen die Stellenanzeigen sehen. Stellenanzeigen auf dem eigenen Firmenwagen, Bussen oder Plakaten sowie das Vorstellen des Unternehmens auf Messen können ebenfalls zur Rekrutierung beitragen.
Eine gute Stellenanzeige sollte folgende Merkmale aufweisen:
Klar strukturiert sein und eine Vorstellung des Betriebs mit wichtigen Fakten enthalten
Eine detaillierte Stellenbeschreibung und prägnante, verständliche Abkürzungen enthalten
Einen Ansprechpartner angeben, um den Bewerbungsprozess zu erleichtern
Diese Maßnahmen erhöhen die Sichtbarkeit der Stellenanzeige und machen sie für potenzielle Bewerber attraktiver.

Kooperation mit Bildungseinrichtungen
Die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Personalsuche im Handwerk. Chancen und Optionen der beruflichen Bildung sollten bereits in der Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen vermittelt werden. Dies hilft, das Interesse an handwerklichen Berufen frühzeitig zu wecken und potenzielle Nachwuchskräfte zu gewinnen.
Durch die Kooperation mit Schulen und Universitäten können Handwerksbetriebe den Schüler:innen und Student:innen gezielt zeigen, wie vielseitig die Branche sein kann. Praktika, Betriebsbesichtigungen und Informationsveranstaltungen sind dabei effektive Mittel, um junge Menschen für eine duale Ausbildung im Handwerk zu begeistern und langfristig zu binden.

Nutzung von Online-Jobbörsen
Online-Jobbörsen sind ein unverzichtbares Werkzeug für die Personalsuche im Handwerk. Mit Plattformen wie Xing, LinkedIn oder Indeed können Handwerksbetriebe eine große Reichweite erzielen und gezielt nach qualifizierten Fachkräften suchen. Xing E-Recruiting ermöglicht es beispielsweise, über 16 Millionen potenzielle Kandidat:innen in der D-A-CH-Region zu erreichen.
Die Kosten für Stellenanzeigen variieren je nach Plattform. Auf Xing.de können ab 395 Euro pro Anzeige potenzielle neue Mitarbeiter:innen generiert werden. Die Plattform bietet somit eine kosteneffiziente Möglichkeit, Bewerber:innen zu erreichen und anzusprechen. Solche Plattformen richten sich an Berufsanfänger:innen, Absolvent:innen sowie Fach- und Führungskräfte und bieten eine effiziente Möglichkeit, offene Stellen zu besetzen.

Zusammenfassung
Der Fachkräftemangel im Handwerk ist eine komplexe Herausforderung, die durch verschiedene Faktoren wie den demografischen Wandel, die Digitalisierung und die geringe Attraktivität handwerklicher Berufe verursacht wird. Die Auswirkungen sind weitreichend und betreffen die gesamte Wirtschaft. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind vielfältige Strategien notwendig, darunter die Förderung der Ausbildung, die Nutzung von Social Media zur Rekrutierung und internationale Rekrutierungsstrategien.
Unterstützt durch Politik und Verbände sowie durch praktische Tipps für die Personalsuche können Handwerksbetriebe ihre Fachkräftebasis sichern und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Es liegt an uns allen, gemeinsam Lösungen zu finden und umzusetzen.
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Hauptursachen des Fachkräftemangels im Handwerk?
Der Fachkräftemangel im Handwerk hat hauptsächlich drei Ursachen: den demografischen Wandel, die Digitalisierung und die geringe Attraktivität handwerklicher Berufe. Es ist wichtig, diese Herausforderungen anzugehen, um langfristige Lösungen zu finden.
Wie wirkt sich der Fachkräftemangel auf die Handwerksbetriebe aus?
Der Fachkräftemangel führt zu Produktionsengpässen, erhöhten Kosten und längeren Wartezeiten in Handwerksbetrieben, da rund 250.000 Stellen derzeit unbesetzt sind. Dies beeinträchtigt die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe.
Welche Strategien gibt es zur Fachkräftesicherung im Handwerk?
Um Fachkräfte im Handwerk zu sichern, können Strategien wie Ausbildungsförderung, die Nutzung von Social Media für die Rekrutierung und internationale Ansätze eingesetzt werden. Letztendlich ist es wichtig, eine Vielzahl von Strategien zu nutzen, um den Bedarf an Fachkräften im Handwerk zu decken.
Welche Rolle spielen Politik und Verbände bei der Unterstützung der Handwerksbetriebe?
Politik und Verbände spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Handwerksbetriebe, indem sie Förderprogramme, finanzielle Anreize, Öffentlichkeitsarbeit und Imagekampagnen bereitstellen. Dies hilft den Handwerksbetrieben, erfolgreich zu sein und zu wachsen.
Wie können Handwerksbetriebe erfolgreich nach neuen Mitarbeitern suchen?
Um erfolgreich nach neuen Mitarbeitern zu suchen, sollten Handwerksbetriebe attraktive Stellenanzeigen erstellen, mit Bildungseinrichtungen kooperieren und Online-Jobbörsen nutzen. Dadurch können qualifizierte Bewerber erreicht werden.