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Betriebliche Altersvorsorge: Alles, was Arbeitgeber wissen müssen

Betriebliche Altersvorsorge
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In einer Zeit, in der die Wertschätzung und Bindung von Mitarbeitenden immer stärker in den Vordergrund rückt, gewinnt die betriebliche Altersvorsorge (bAV) zunehmend an Bedeutung. Als wichtiger Baustein sowohl für die Altersvorsorge Ihrer Mitarbeiter als auch für die Attraktivität Ihres Unternehmens als Arbeitgeber, bietet die betriebliche Altersversorgung nicht nur Sicherheit für Ihre Belegschaft, sondern stellt auch ein effektives Instrument zur Mitarbeiterbindung dar. Angesichts der demografischen Veränderungen und des steigenden Bedarfs an nachhaltiger Mitarbeiterförderung ist es für Sie als Arbeitgeber entscheidend, die Grundlagen und Vorteile der bAV zu verstehen.

Dieser Artikel führt Sie durch die verschiedenen Aspekte der betrieblichen Altersvorsorge, von den Grundlagen über die Vorteile für Arbeitgeber, die verschiedenen Durchführungswege, Möglichkeiten und Kosten der Arbeitgeberbeteiligung, bis hin zu den Auswirkungen auf Ihre Arbeitnehmer. Darüber hinaus werden wichtige Punkte bei der Implementierung beleuchtet, häufige Herausforderungen und deren Lösungen diskutiert sowie Beispiele und Erfolgsmodelle vorgestellt. Ziel ist es, Ihnen ein umfassendes Verständnis darüber zu vermitteln, wie Sie mit der betrieblichen Altersversorgung sowohl Ihr Unternehmen als auch Ihre Mitarbeiter langfrässig unterstützen können.

Grundlagen der betrieblichen Altersvorsorge (bAV)

Definition und Bedeutung

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) umfasst alle finanziellen Leistungen, die Sie als Arbeitgeber Ihren Arbeitnehmern zur Altersvorsorge, zur Versorgung von Hinterbliebenen bei Tod oder zur Invaliditätsversorgung bei Erwerbs- oder Berufsunfähigkeit zusagen. Diese Form der Altersversorgung wird in Deutschland stark gefördert, da sie sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber erhebliche Vorteile bietet. Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, durch die sogenannte Entgeltumwandlung Teile ihres Lohnes oder Gehalts in einen Anspruch auf betriebliche Altersversorgung umzuwandeln. Dies trägt dazu bei, mögliche Einbußen in der gesetzlichen Rentenversicherung zu kompensieren und eine zusätzliche Rente aufzubauen.

Für Sie als Arbeitgeber bietet die bAV nicht nur eine Möglichkeit zur Mitarbeiterbindung, sondern auch zur Einsparung von Lohnnebenkosten. Darüber hinaus können Ihre Mitarbeiter durch die Entgeltumwandlung Steuervorteile realisieren, da ein Teil ihres Bruttogehalts direkt in die Altersvorsorge fließt und somit steuer- und sozialversicherungsfrei bleibt.

Rechtliche Grundlagen

Die betriebliche Altersvorsorge ist im Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (Betriebsrentengesetz – BetrAVG) geregelt. Jeder Arbeitnehmer, der in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert ist, hat einen Rechtsanspruch darauf, von seinem Arbeitgeber eine Betriebsrente zu erhalten, wenn er selbst den Aufbau der Betriebsrente durch Entgeltumwandlung finanziert. Seit 2019 sind Sie als Arbeitgeber verpflichtet, sich an der Entgeltumwandlung Ihrer Mitarbeiter mit einem Zuschuss zu beteiligen, sofern Sie durch die Entgeltumwandlung Sozialversicherungsbeiträge einsparen.

Die Höhe des steuerfreien Höchstbeitrags für die bAV liegt nach § 3 Nr. 63 EStG (Einkommenssteuergesetz) im Jahr 2024 voraussichtlich bei 604 Euro monatlich. Die Sozialversicherungsfreiheit gilt bis zu einem Betrag von 302 Euro monatlich. Diese Regelungen fördern die Attraktivität der betrieblichen Altersversorgung sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber und tragen dazu bei, die Versorgungslücke im Alter zu schließen.

Diese rechtlichen Rahmenbedingungen gewährleisten, dass die betriebliche Altersvorsorge sowohl für Sie als Arbeitgeber als auch für Ihre Mitarbeiter eine sichere und effektive Form der Altersversorgung darstellt.

Vorteile der bAV für Arbeitgeber

Steuerliche Vorteile

Die betriebliche Altersvorsorge bietet Ihnen als Arbeitgeber erhebliche steuerliche Vorteile. Durch die Möglichkeit, Beiträge zur bAV als Betriebsausgaben geltend zu machen, können Sie Ihre Gesamtsteuerlast senken. Diese Beiträge sind bis zur Höhe von 8 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze steuerfrei. Zusätzlich sparen Sie als Arbeitgeber für jeden Euro, den Ihre Mitarbeiter in die bAV investieren, etwa 20 Prozent an Sozialabgaben, die sonst abgeführt werden müssten. Dies macht die Finanzierung der bAV günstiger im Vergleich zur Zahlung eines höheren Gehalts.

Mitarbeiterbindung

Die betriebliche Altersvorsorge ist ein effektives Instrument zur Mitarbeiterbindung. Sie ermöglicht es Ihnen, sich als verantwortungsbewusster Arbeitgeber zu präsentieren, der in die Zukunft seiner Mitarbeiter investiert. Studien zeigen, dass 37 Prozent der Arbeitnehmer sich aufgrund des bAV-Angebots für ihren jetzigen Arbeitgeber entschieden haben. Darüber hinaus ist die bAV für die Hälfte der Talente ein wichtiger Grund, ihren Arbeitgeber nicht zu wechseln. Durch die Implementierung einer bAV fördern Sie nicht nur die Loyalität Ihrer Mitarbeiter, sondern stärken auch die Unternehmenskultur und schaffen ein Umfeld, das hochqualifizierte Fachkräfte anzieht und langfristig hält.

Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt

In einem dynamischen Arbeitsmarkt ist es entscheidend, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Die betriebliche Altersvorsorge spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie dient als Aushängeschild für Ihr Unternehmen und sollte sowohl intern als auch nach außen aktiv kommuniziert werden. Attraktive Modelle der bAV können die Rekrutierung neuer Mitarbeiter erleichtern und die Bindung der aktiven Mitarbeiterschaft erhöhen. Dies verbessert nicht nur die Mitarbeitererfahrung, sondern stärkt auch Ihr Employer Branding, was Ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschafft und es Ihnen ermöglicht, talentierte und qualifizierte Fachkräfte effektiver anzuziehen.

Durchführungswege in der betrieblichen Altersvorsorge

Direktversicherung

Die Direktversicherung ist eine Form der Lebensversicherung, die auf das Leben der Arbeitnehmer abgeschlossen wird. Sie als Arbeitgeber schließen diese Versicherung entweder als Einzel- oder als Gruppenvertrag mit einem Versicherungsunternehmen ab. Die Versicherungsleistungen sind für den Arbeitnehmer oder seine Hinterbliebenen vorgesehen, wobei die Beiträge entweder allein vom Arbeitgeber oder durch eine Kombination aus Arbeitgeberbeiträgen und Entgeltumwandlung durch den Arbeitnehmer finanziert werden können.

Pensionsfonds

Ein Pensionsfonds bietet Ihnen als Arbeitgeber die Möglichkeit, die Altersvorsorge Ihrer Mitarbeiter direkt an den Kapitalmarkt zu koppeln. Dieser Weg ermöglicht potenziell höhere Renditen, birgt jedoch auch ein gewisses Risiko. Der Pensionsfonds ist rechtlich selbstständig und unterliegt der Versicherungsaufsicht. Die Beiträge zu einem Pensionsfonds können steuerlich geltend gemacht werden, und die Anwartschaften sind im Insolvenzfall abgesichert.

Pensionskasse

Die Pensionskasse funktioniert ähnlich wie ein Lebensversicherungsunternehmen und ist eine eigenständige, rechtsfähige Versorgungseinrichtung. Sie kann sowohl von Ihnen als Arbeitgeber als auch vom Arbeitnehmer durch Entgeltumwandlung finanziert werden. Die Pensionskasse unterliegt der Versicherungsaufsicht und bietet einen gesetzlich geregelten Rechtsanspruch auf die Versorgungsleistungen, die im Insolvenzfall durch den Pensions-Sicherungs-Verein abgesichert sind.

Unterstützungskasse

Die Unterstützungskasse ist eine weitere Möglichkeit der betrieblichen Altersvorsorge, die keine spezifischen Anlagevorschriften oder staatliche Aufsicht unterliegt. Sie wird von einem oder mehreren Trägerunternehmen getragen und kann die Betriebsrente durch Rückdeckungsversicherungen finanzieren, wobei keine unmittelbaren Rechtsansprüche für die Arbeitnehmer bestehen. Die Ansprüche sind jedoch im Insolvenzfall abgesichert.

Direktzusage

Bei der Direktzusage, auch bekannt als Pensionszusage, verpflichten Sie sich als Arbeitgeber direkt, Ihrem Mitarbeiter im Ruhestand eine Betriebsrente zu zahlen. Dies geschieht ohne Einschaltung einer externen Versicherung oder anderer Dritter. Die Finanzierung erfolgt über Rückstellungen in Ihrer Bilanz, und die zugesagten Leistungen können steuerliche Vorteile bieten. Im Insolvenzfall sind die Ansprüche durch den Pensions-Sicherungs-Verein geschützt.

Jeder dieser Durchführungswege hat seine spezifischen Vorteile und kann je nach den Bedürfnissen Ihres Unternehmens und Ihrer Mitarbeiter unterschiedlich geeignet sein. Es ist wichtig, dass Sie die verschiedenen Optionen sorgfältig prüfen und eine Lösung wählen, die sowohl den Interessen Ihres Unternehmens als auch den Bedürfnissen Ihrer Mitarbeiter entspricht.

Möglichkeiten und Kosten der Arbeitgeberbeteiligung

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) bietet Ihnen als Arbeitgeber verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, die sich sowohl auf Ihre Steuerlast als auch auf die Bindung Ihrer Mitarbeiter auswirken können. Hierbei stehen Ihnen grundsätzlich zwei Finanzierungsmodelle zur Verfügung: die arbeitgeberfinanzierte bAV und die Mischfinanzierung.

Arbeitgeberfinanzierte bAV

In einigen Fällen übernehmen Sie als Arbeitgeber die vollständigen Beiträge für die betriebliche Altersvorsorge. Diese Beiträge können Sie als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen, was Ihre Gesamtsteuerlast senkt. Dieses Modell bietet den Vorteil, dass es für Ihre Mitarbeiter eine zusätzliche Vergütung darstellt, die ihre Bindung an das Unternehmen stärkt. Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen sehen häufig eine solche arbeitgeberfinanzierte bAV vor, die dann ohne finanzielle Beteiligung der Mitarbeiter umgesetzt wird.

Mischfinanzierung

Die Mischfinanzierung ist eine häufig genutzte Methode, bei der sowohl Sie als Arbeitgeber als auch Ihre Mitarbeiter zur Finanzierung der bAV beitragen. Seit 2019 sind Sie gesetzlich verpflichtet, sich mit mindestens 15 Prozent an den durch Entgeltumwandlung finanzierten bAV-Beiträgen Ihrer Mitarbeiter zu beteiligen, sofern Sie durch diese Maßnahme Sozialversicherungsbeiträge einsparen. Diese Regelung fördert nicht nur eine faire Lastenverteilung zwischen Ihnen und Ihren Mitarbeitern, sondern ermöglicht es Ihnen auch, durch die Einsparungen bei den Sozialabgaben, weitere finanzielle Anreize für Ihre Mitarbeiter zu schaffen.

Die Kombination aus Entgeltumwandlung und Arbeitgeberzuschuss schafft eine Win-Win-Situation, die sowohl die finanzielle Last gerecht verteilt als auch die Attraktivität Ihrer betrieblichen Altersvorsorge steigert. Durch diese Mischfinanzierung können Sie die Loyalität Ihrer Mitarbeiter fördern und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zu deren finanzieller Sicherheit im Alter leisten.

Durch die Nutzung dieser Finanzierungsmodelle können Sie nicht nur die Zufriedenheit und die Bindung Ihrer Mitarbeiter erhöhen, sondern auch signifikante steuerliche Vorteile realisieren, die sich positiv auf die finanzielle Gesundheit Ihres Unternehmens auswirken.

Auswirkungen der bAV auf Arbeitnehmer

Steuerliche Behandlung der Betriebsrenten

Die Besteuerung Ihrer Betriebsrente durch die betriebliche Altersvorsorge (bAV) folgt dem Prinzip der nachgelagerten Besteuerung. Das bedeutet, dass Ihre Beiträge während der Ansparphase steuer- und sozialversicherungsfrei sind, während die Auszahlungen im Rentenalter der Einkommensteuer unterliegen. Dies führt dazu, dass das zu versteuernde Einkommen in der Erwerbsphase reduziert wird, was Ihnen steuerliche Vorteile bietet. In der Auszahlungsphase wird die Betriebsrente zusammen mit anderen Einkünften besteuert, wobei der individuelle Steuersatz Anwendung findet. Da Ihr Einkommen im Rentenalter in der Regel niedriger ist als während der Berufstätigkeit, fällt der Steuersatz häufig geringer aus, was die steuerliche Belastung mindert.

Sozialabgaben

Neben den steuerlichen Aspekten sind auch die Sozialabgaben auf Betriebsrenten von Bedeutung. Seit der Einführung des GKV-Betriebsrentenfreibetragsgesetzes im Jahr 2020 sind Betriebsrenten bis zu einem Freibetrag von 176,75 Euro (Stand 2024) von Krankenkassenbeiträgen befreit. Erst für Beträge, die diesen Freibetrag überschreiten, werden Krankenkassenbeiträge fällig. Diese Regelung führt zu einer spürbaren Entlastung bei den Sozialabgaben, insbesondere für Betriebsrentner mit niedrigeren Bezügen. Allerdings müssen Rentner, deren Betriebsrente zusammen mit anderen Versorgungsbezügen diesen Freibetrag überschreitet, den vollen Krankenversicherungsbeitrag zahlen. Dies kann insbesondere bei höheren Betriebsrenten zu einer signifikanten finanziellen Belastung führen.

Durch diese steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Regelungen wird die Attraktivität der betrieblichen Altersvorsorge sowohl in der Anspar- als auch in der Auszahlungsphase maßgeblich beeinflusst. Sie als Arbeitnehmer profitieren von einer effektiven Vorsorge für das Alter, die durch steuerliche Anreize während der Erwerbsphase und durch Entlastungen bei den Sozialabgaben im Rentenalter ergänzt wird.

Wichtige Aspekte bei der Implementierung

Betriebsrentenstärkungsgesetz

Das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG), das seit 2018 in Kraft ist, zielt darauf ab, die betriebliche Altersvorsorge zu stärken und ein höheres Versorgungsniveau zu erreichen. Besonders hervorzuheben ist die Erhöhung des Förderrahmens von 4,00 % auf 8,00 % der Beitragsbemessungsgrenze (BBG), was im Jahr 2024 einen Betrag von bis zu 7.248 € bedeutet. Dieser Schritt soll insbesondere Geringverdienenden zugutekommen. Ein wesentliches Element des BRSG ist das Sozialpartnermodell, das eine reine Beitragszusage ohne Haftung des Arbeitgebers ermöglicht. Dies bedeutet, dass Sie als Arbeitgeber die Zahlung eines festgelegten Beitrags garantieren, ohne jedoch für die Höhe der späteren Rentenleistung haften zu müssen.

Entgeltumwandlung

Die Entgeltumwandlung spielt eine zentrale Rolle bei der Implementierung der betrieblichen Altersvorsorge. Sie ermöglicht es Ihren Mitarbeitern, Teile ihres Bruttoeinkommens in eine wertgleiche Anwartschaft auf Versorgungsleistungen umzuwandeln. Seit der Einführung des BRSG sind Sie als Arbeitgeber verpflichtet, einen Zuschuss von mindestens 15 % auf den umgewandelten Entgeltbetrag zu leisten, sofern Sie durch die Entgeltumwandlung Sozialversicherungsbeiträge einsparen. Diese Regelung fördert nicht nur eine gerechte Lastenverteilung, sondern stärkt auch die Attraktivität der betrieblichen Altersvorsorge als Instrument der Mitarbeiterbindung und -motivation.

Bei der Implementierung der betrieblichen Altersvorsorge sollten Sie als Arbeitgeber die rechtlichen Rahmenbedingungen genau beachten und sowohl die steuerlichen als auch die sozialversicherungsrechtlichen Aspekte berücksichtigen. Es ist ratsam, sich hierbei von Fachleuten beraten zu lassen, um eine optimale Umsetzung sicherzustellen und alle Vorteile effektiv zu nutzen.

Häufige Herausforderungen und Lösungen

Beitragsbemessungsgrenze

Die Beitragsbemessungsgrenze (BBG) spielt eine entscheidende Rolle bei der betrieblichen Altersvorsorge. Sie bestimmt den Höchstbetrag Ihres Einkommens, bis zu dem Beiträge zur Sozialversicherung und damit auch zur Rentenversicherung berechnet werden. Für das Jahr 2024 bedeutet dies, dass Zahlungen bis zu einem Betrag von 3.624 Euro jährlich von der Sozialversicherung beitragsfrei bleiben, was monatlich einem Betrag von 302 Euro entspricht. Diese Regelung ermöglicht es Ihnen, mehr für Ihre Altersvorsorge zurückzulegen, ohne dass zusätzliche Sozialabgaben anfallen.

Ein häufiges Problem besteht jedoch darin, dass Angestellte mit Spitzengehältern, die oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze liegen, durch die betriebliche Altersvorsorge mit Entgeltumwandlung regelmäßig weniger rentabel sind als durch eine private Vorsorge. Dies kann dazu führen, dass hochverdienende Mitarbeiter weniger motiviert sind, an der bAV teilzunehmen, was die Einheitlichkeit der Altersvorsorgepläne innerhalb eines Unternehmens beeinträchtigen kann.

Arbeitnehmeraufklärung

Eine weitere Herausforderung ist die effektive Aufklärung der Arbeitnehmer über die Vorteile und möglichen Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge. Arbeitnehmer, die häufig den Job bzw. Arbeitgeber wechseln, erleben oft, dass die Vorteile der bAV durch den zusätzlichen Aufwand beim Wechsel oder Neuabschluss eines Vertrags geschmälert werden. Darüber hinaus führt die Entgeltumwandlung zu einer geringfügigen Reduzierung der Ansprüche auf die gesetzliche Rente sowie das Kranken-, Arbeitslosen- und eventuell Elterngeld.

Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Sie als Arbeitgeber eine klare und verständliche Kommunikation über die betriebliche Altersvorsorge führen. Dies schließt die Aufklärung über die steuerlichen Vorteile, die möglichen Auswirkungen auf andere Sozialleistungen und die spezifischen Bedingungen, die bei einem Arbeitsplatzwechsel gelten, ein. Eine gut informierte Belegschaft kann bewusster Entscheidungen über ihre Altersvorsorge treffen und die angebotenen Vorteile effektiver nutzen.

Durch die Berücksichtigung dieser Herausforderungen und die Implementierung zielgerichteter Lösungen können Sie die Effektivität Ihrer betrieblichen Altersvorsorgepläne verbessern und eine gerechtere und umfassendere Unterstützung für alle Ihre Mitarbeiter sicherstellen.

Beispiele und Erfolgsmodelle

In der Praxis zeigt sich, dass Unternehmen durch die Implementierung einer betrieblichen Altersvorsorge (bAV) erhebliche finanzielle und strukturelle Vorteile realisieren können. Hier sind einige konkrete Beispiele und Erfolgsmodelle, die illustrieren, wie Sie von einer gut strukturierten bAV profitieren können.

Beispiel 1: Großunternehmen mit Direktversicherung

Ein führendes Technologieunternehmen führte eine Direktversicherung für seine Mitarbeiter ein, wobei die Arbeitnehmer durch Barlohnverzicht finanzierten und der Arbeitgeber den Finanzierungsanteil der Arbeitnehmer um 50 % aufstockte. Diese Maßnahme nicht nur die Mitarbeiterbindung erhöhte, sondern ermöglichte es dem Unternehmen auch, Lohnnebenkosten zu sparen. Zudem waren die Beiträge als Betriebsausgaben abzugsfähig, was zu erheblichen Steuervorteilen führte.

Beispiel 2: Mittelständisches Unternehmen und Pensionskasse

Ein mittelständisches Produktionsunternehmen entschied sich für die Einrichtung einer Pensionskasse. Dieses Modell wurde sowohl durch den Arbeitgeber als auch durch Entgeltumwandlung der Mitarbeiter finanziert. Die Mitarbeiter profitierten von steuer- und sozialversicherungsfreien Beiträgen, während das Unternehmen durch geringere Lohnnebenkosten und Steuervorteile profitierte. Dieses Modell trug wesentlich zur Mitarbeitermotivation und -bindung bei und stärkte das Image des Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt.

Beispiel 3: Kleinunternehmen mit Unterstützungskasse

Ein kleines Start-up implementierte eine Unterstützungskasse, um eine flexible und kosteneffiziente Lösung für die betriebliche Altersversorgung zu bieten. Die Unterstützungskasse erlaubte es dem Unternehmen, Rückdeckungsversicherungen zu nutzen, ohne unmittelbare Rechtsansprüche der Arbeitnehmer. Dieses Modell ermöglichte eine maßgeschneiderte Altersvorsorge, die speziell auf die Bedürfnisse des Unternehmens und seiner Mitarbeiter zugeschnitten war.

Beispiel 4: International agierendes Unternehmen und Pensionsfonds

Ein global operierender Konzern setzte auf einen Pensionsfonds, um die Altersvorsorge seiner Mitarbeiter direkt an den Kapitalmarkt zu koppeln. Durch diese Lösung konnten höhere Renditen erzielt werden, was die Attraktivität der betrieblichen Altersvorsorge für die Mitarbeiter erhöhte. Gleichzeitig profitierte das Unternehmen von steuerlichen Vorteilen und einer Reduzierung der Lohnnebenkosten.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass die betriebliche Altersvorsorge nicht nur eine wichtige Säule der Mitarbeiterförderung und -bindung darstellt, sondern auch erhebliche finanzielle Vorteile für Ihr Unternehmen bieten kann. Durch die Auswahl des passenden Durchführungsweges und die maßgeschneiderte Gestaltung der bAV können Sie sowohl die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter erhöhen als auch Ihre Position als attraktiver Arbeitgeber stärken.

Schlussfolgerung

Die Implementierung einer betrieblichen Altersvorsorge stellt für Unternehmen jeder Größe eine bedeutende Chance dar, die Mitarbeiterbindung zu stärken und sich als attraktiver Arbeitgeber auf dem Markt zu positionieren. Durch die detaillierte Betrachtung der Durchführungswege, die finanziellen Implikationen und die rechtlichen Rahmenbedingungen, wie im Artikel dargelegt, können Arbeitgeber fundierte Entscheidungen treffen, die sowohl den Bedürfnissen des Unternehmens als auch denen der Mitarbeiter gerecht werden.

Es wird deutlich, dass die betriebliche Altersvorsorge weit über bloße finanzielle Anreize hinausgeht; sie ist ein Instrument zur Förderung einer nachhaltigen Unternehmenskultur und zur Sicherstellung der langfristigen Zufriedenheit und Loyalität der Belegschaft. Somit ist es empfehlenswert, die Implementierung der bAV als strategische Maßnahme in die Unternehmensplanung einzubinden und fortlaufend zu evaluieren, um den sich verändernden Bedingungen des Arbeitsmarktes und den Bedürfnissen der Mitarbeiter dynamisch begegnen zu können.

FAQs

Muss ein Arbeitgeber seine Angestellten über die betriebliche Altersvorsorge informieren?
Nein, laut einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 18. Februar 2020 (3 AZR 206/18) ist der Arbeitgeber nicht generell verpflichtet, seine Angestellten über die betriebliche Altersvorsorge zu informieren.

Welchen Beitrag muss der Arbeitgeber zur betrieblichen Altersvorsorge leisten?
Seit 2022 ist der Arbeitgeber verpflichtet, einen Zuschuss von mindestens 15 % zu den Beiträgen, die der Arbeitnehmer in die betriebliche Altersvorsorge einzahlt, zu leisten.

Kann ein Arbeitgeber die Einrichtung einer betrieblichen Altersvorsorge verweigern?
Ja, Arbeitgeber können die Einrichtung einer betrieblichen Altersvorsorge verweigern, wenn der Mitarbeiter ausschließlich auf die Beiträge des Unternehmens angewiesen ist und selbst keinen Beitrag leistet.

Warum sollte ein Arbeitgeber eine betriebliche Altersvorsorge für seine Mitarbeiter anbieten?
Eine betriebliche Altersvorsorge steigert die Loyalität und das Engagement der Mitarbeiter, da sie das Gefühl haben, der Arbeitgeber investiert in ihre Zukunft. Außerdem können die Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge als Betriebsausgaben abgesetzt werden, was die steuerliche Last des Unternehmens senkt.

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